Betty CK 145

Jan Holthusen

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Schiffsname Betty CK 145
Ex-Namen
Nationalität D
Heimathafen HH-Finkenwerder
Typ Essex-Oyster Smack
Rigg Gaffelkutter
Baujahr 1906
Bauwerft Aldous
Bauort Brightlingsea
Länge (London) 10,67 m
Länge (Meßbrief) m
Länge über alles 15 m
Breite 2,97 m
Tiefgang 1,37 m
Segelfläche 92 m²
Motor Segel
Leistung  PS
Museumshafen Lübeck

Über das Schiff

A, PF 21 bericht-riss

PIEKFALL 91-2006 S. 24:
Betty CK 145 ist eine Essex-Oyster-Smack, 1906 bei Aldous in Brightlingsea in Süd-ostengland für Mr. French aus Mersea für 100 Gold-Sovereigns gebaut.
Die Essex-Smacks sind kuttergeriggte Fischereifahrzeuge mit diversen Einsatzmöglichkeiten. Die kleineren Smacks von 35 Fuß Länge wurden vorwiegend küstennah in der Themsemündung eingesetzt, einem Wattenmeer, reich an Prielen und Sandbänken. Mit ihrem flachen Tiefgang war die Betty dort hauptsächlich mit dem Rumpf eines alten Arbeitsschiffes zu erwerben und mit viel Eigenarbeit wieder zu einem brauchbaren Segler zu machen. Deshalb entscheidet er sich wohl auch, nicht dem Trend der 50er und 60er Jahre zu folgen und eine möglichst hohe und deshalb oft kastenförmige Kajüte an die Stelle der früheren Ladeluke zu setzen. Die dabei gewonnene Stehhöhe wäre durch einen unförmigen Kajütaufbau erkauft worden, der das ganze Schiff verunziert hätte. Nein, stattdessen wählt er bei diesem ersten Umbau eine frühe Form von „Retrodesign, indem er sich an den Formen orientiert, die bei den Neubauten von Yachten in den 20er Jahren üblich gewesen waren, als die Bequemlichkeit noch nicht so im Vordergrund stand und Fahrtensegeln noch mehr als Sport verstanden wurde. Ein paar Jahre später bekommt sie einen Satz Rennsegel und den typischen hohen Toppmast des englischen Rennkutters. Durch diesen glücklichen Umstand ist Betty heute eine schöne Repräsentantin für die englische Tradition der Vorkriegsjahre, ehemalige Arbeitsschiffe zu Freizeityachten umzubauen.
In Deutschland
1979 wird Betty nach Hamburg-Finkenwerder verkauft. Wieder muss viel repariert und erneuert werden: Zuerst wird das laufende Gut erneuert. 1982 wird auf der Behrens-Werft in Finkenwerder ein neuer Volvo-Dieselmotor eingebaut, und Vorsteven, Spanten, Elektrik werden erneuert. Nach einem schweren Sturm wird 1989 die komplette Restaurierung des Hecks notwendig. 1992 kommt eine neue Decksbeplankung einschließlich aller Decksspanten und ein neuer Satz Segel hinzu; dann 1999 die Erneuerung von etwa 80m Planken, ein neues Rigg – stehendes und laufendes Gut – die völlige Überholung der Spieren und ein neuer Klüverbaum. 2003 wird in Holland die Grundüberholung des Motors, und wegen einer Havarie ein neuer, leichter, weil hohler Toppmast fällig. Daneben bleibt aber noch genug Zeit, um einige Trophäen zu ersegeln.

Reisen nach Holland und England
Nach einem Eignerwechsel im September 2002 ist Betty ein Jahr lang über die Niederlande nach England unterwegs zu einer begeistert gefeierten Heimkehr in der Themsemündung. Auch in der nächsten Saison geht es wieder nach England, diesmal allerdings entlang der Südküste und durch den Solent bis nach Weymouth. Auf der Rückfahrt über Nordfrankreich passiert in der Mündung der Canche eine schwere Strandung, wodurch das Schiff leckge-schlagen wird. Nach der Rettung müssen auf einer Traditionswerft in Tholen auf Zeeland sieben Spanten und fünf Planken im Mittschiffsbereich erneuert werden. Mit gelegtem Mast geht es dann durch die Kanäle Hollands und quer durch Norddeutschland zurück nach Hamburg. Auch die Saison 2005 hat ihren Unglücksfall, diesmal allerdings gänzlich ohne unser Zutun: am ersten Tag der Hansesail in Rostock gut an ihrem Platz vertäut, wird Betty am Klüverbaum so schwer gerammt, dass nicht nur dieser und die Toppspiere brechen, sondern auch fünf Schanzstützen steuerbords zu beklagen sind. So geht es, anstatt wie

Die Historie

BETTY wurde 1906 bei Aldous in Brightlingsea für Mr. French aus Mersea für 100 Gold Sovereigns gebaut incl. Beiboot. Der Werftplatz existiert heute noch. Er heißt Arms Marine, und vor kurzem wurde dort nach altem Riss eine stählerne 52′ Smack für einen Holländer gebaut. Die nachfolgenden Eigner sind nicht bekannt. BETTY fuhr als Austernfischer und bis 1965 als Transportfahrzeug für Mr. Leslie, seines Zeichens Austernhändler. 1965 erwarb Mr. Ray Riley das Schiff und brachte es nach Wivenhoe. 1976 beginnt er mit den umfangreichen Umbauarbeiten zum Lustfahrzeug. Bis 1971 wurden die meisten Planken, Decksbalken, Relingstützen, sowie Deck, Aufbau, Mast und Spieren, Rigg, Schanz etc, erneuert. Im gleichen Jahr segelte BETTY wieder die erste Regatta auf dem River Colne. 1976 war die Restaurierung des Schiffes mit dem Aufsetzen eines Topmastes vorerst abgeschlossen. Im April 1979 übernahmen wir – Thomas Müllenmeister und ich – die BETTY und brachten sie nach Hamburg. Es folgten der Austausch des laufenden Gutes, Maschinenüberholung und neuer Innenausbau.
Jo Kähne PKF 21-1980

Ein Riesen Glücksfall für Betty ist der passionierte Segler und Hobbybootsbauer Ray Riley aus Wivenhoe, der den vernachlässigten Rumpf dort 1965 dort entdeckt und ihn für 165 Pfund erwirbt. Mr. Riley war auf der Suche nach einer bezahlbaren Fahrtenyacht für sich und seine Familie und wählt den damals häufigen Weg, den Rumpf eines alten Arbeitsschiffes zu erwerben und mit viel Eigenarbeit wieder zu einem brauchbaren Segler zu machen. Deshalb entscheidet er sich wohl auch, nicht dem Trend der 50er und 60er Jahre zu folgen und eine möglichst hohe und deshalb oft kastenförmige Kajüte an die Stelle der früheren Ladeluke zu setzen. Stattdessen wählt er bei diesem ersten Umbau eine frühe Form von „Retrodesign“, indem er sich an den Formen orientiert, die bei den Neubauten von Yachten in den 20er Jahren üblich gewesen waren, als die Bequemlichkeit noch nicht so im Vordergrund stand und Fahrtensegeln noch mehr als Sport verstanden wurde. Durch diesen glücklichen Umstand ist Betty heute eine schöne Repräsentantin für die englische Tradition der Vorkriegsjahre, ehemalige Arbeitsschiffe zu Freizeityachten umzubauen.

Ausführliche Dokumentation und mehr über Smacks und ihre Historie unter http://www.betty-ck145.de
Literatur: PIEKFALL 91-2006 S. 24