Butt von Kasenort


Schiffsname Butt von Kasenort
Ex-Namen
Nationalität D
Heimathafen Kasenort
Typ Störfischerboot
Rigg
Baujahr 1916
Bauwerft Junge
Bauort Wewelsfleth
Länge (London) m
Länge (Meßbrief) m
Länge über alles m
Breite m
Tiefgang m
Segelfläche
Motor Ruder
Leistung  
Museumshafen

Über das Schiff

Ist jetzt sein ganzer Stolz: Die „Butt von Kasenort“ hat ihren Heimathafen direkt an der Schleuse gefunden. Von hier aus startet Arno Kruse regelmäßig zu Ausfahrten auf der Stör.

Foto: Mehmel(2)

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Noch ein maritimes Erbe: Die Segel wurden in Glückstadt bei Hinsch und Ruland gefertigt.

Als Arno Kruse Post vom Bremerhavener Schifffahrtsmuseum bekam, war seine erste Reaktion blanke Freude: „Hurra, es ist ein Junge!“ Nun hatte der Stördorfer nicht etwa Nachwuchs bekommen. Vielmehr hat er jetzt Gewissheit, dass sein kleines Störfischerboot vor mehr als hundert Jahren auf der damaligen Junge-Werft in Wewelsfleth gebaut wurde. Der „Butt von Kasenort“ ist weitgehend original erhalten. Jetzt segelt Arno Kruse mit einem maritimen Schatz voller Stolz auf der Stör herum und schwärmt von einem „kleinen Luxus im Strom der Gezeiten“.

Dass Arno Kruse auch schon vor seiner Entdeckung eine Liebe zum Wasser entwickelt hat, ist kein Zufall. Er hat in eine Schifferfamilie eingeheiratet, lebt in einer Kate direkt neben der Schleuse Kasenort. Vor zwei Jahren erwarb der 65-Jährige die „Butt“ von dem langjährigen Schriftführer der Seglervereinigung Wilster, Berend Kloppenburg. „Per Handschlag“, wie er hervorhebt. Wenig später begann er mit der Spurensuche, wobei er seine Nachforschungen in Band III über Schiffe aus Wewelsfleth, zusammengestellt von dem Itzehoer und ehemaligen Elblotsen Herbert Karting, begann. „Die Übereinstimmungen mit meinem Boot waren deutlich erkennbar“, stellte Kruse schnell fest. Länge, Breite und Tiefe stimmten, der Abstand der Spanten ebenso wie Zahl und Maße der Duchten und vieles mehr. Über Herbert Karting nahm der Stördorfer Kontakt mit dem Museum in Bremerhaven auf, wo alle Konstruktionszeichnungen aus Wewelsfleth lagern. „Und hier wurde ich fündig.“

Der Bootstyp war um 1905 in mehreren Varianten gebaut worden. Zunächst für die Lüttfischerei, später auch als Segelboot für Vergnügungszwecke. Sogar als Beiboot für Ewer kamen die kleinen Fischerboote einst zum Einsatz. Inzwischen hat Kruse sogar einen „Stammbaum“ der bisherigen Besitzer zusammengestellt. Ursprünglich gebaut worden war das Boot mit der Baunummer 125 offenbar für einen H. von Appen in Blankenese. Die Verbindung nach Wewelsfleth könnte, so mutmaßt Kruse, durch eine besondere Backspezialität entstanden sein – den Störkringel, der als eine Art regionaler Schiffszwieback in der Seefahrt zur Ruhm gelangte.

Erster Eigner aus der Region war dann der 1876 geborene Wewelsflether Carl Friedrich Sievers. Noch heute ziert ein geschnitztes Schild mit seinem Namen die Innenseite des Bootes. Später übernahm dessen Sohn Detlef Johann das Boot, an gemeinsame Fahrten mit ihm konnte sich dessen Tochter wiederum noch gut erinnern. Letzter Eigner aus dieser Familie war Bäckermeister Karl Hugo Sievers, der – wie Kruse penibel festhielt – damit oft mit dem Obstbauern Hans Treede zum Pöddern auf der Elbe unterwegs war.

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Vor 40 Jahren ging die „Butt“ schließlich in den Besitz von Berend Kloppenburg über, der das Boot umfassend restaurierte und damit auch künftigen Liebhabern erhalten konnte. „Heute gibt es nur noch ganz wenige dieser maritimen Kulturdenkmäler“, würdigt Arno Kruse ausdrücklich die akkurate Arbeit von Kloppenburg.

Veränderungen hat Arno Kruse auf seinem Schmuckstück daher auch gar nicht mehr vorgenommen. Im Gegenteil: Das Störschifferboot soll auch genauso bleiben wie in den vergangenen 110 Jahren. Die ersten Ausflüge auf der Stör hat der Stördorfer schon hinter sich – und ist hellauf begeistert. „Die Erfahrung vieler Generationen von Schiffbauern ist fast spürbar. Es ist ein sehr schönes und sicheres Boot, das sehr gut läuft.“ Die Ausstattung mit einem kleinen Motor kommt für ihn auf keinen Fall in Frage. „Es ist ja gerade die enge Verbundenheit mit der Natur. Wer mit Maschinenkraft Wind und Strömung aufhebt, fühlt nicht mehr das Schwellen und Abflauen des Windes beim Segeln.“ Gerade die auf der Stör erlebbare Abhängigkeit von Ebbe und Flut macht für ihn den ganz besonderen Reiz aus. Kruse spricht von einer „Entdeckung der Langsamkeit“ und von „Entschleunigung“. Und immer wieder freut er sich, dass mit seinem „Butt“ ein Stück maritimer Geschichte erhalten geblieben ist. Selbst die Original-Segel – immerhin auch schon gut hundert Jahre alt – hat er noch. Sie will er dem Hamburger Museum für Arbeit vermachen. Jetzt fehlt ihm zu seinem Glück eigentlich nur noch ein Original-Störkringel. Dann fühlt Kruse sich endgültig wie der alten Schiffer auf der Stör.
Quelle http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/kleiner-luxus-im-strom-der-gezeiten-id13877086.html

Die Historie

Der Bootstyp war um 1905 in mehreren Varianten gebaut worden. Zunächst für die Lüttfischerei, später auch als Segelboot für Vergnügungszwecke. Sogar als Beiboot für Ewer kamen die kleinen Fischerboote einst zum Einsatz. Inzwischen hat Kruse sogar einen „Stammbaum“ der bisherigen Besitzer zusammengestellt. Ursprünglich gebaut worden war das Boot mit der Baunummer 125 offenbar für einen H. von Appen in Blankenese. Die Verbindung nach Wewelsfleth könnte, so mutmaßt Kruse, durch eine besondere Backspezialität entstanden sein – den Störkringel, der als eine Art regionaler Schiffszwieback in der Seefahrt zur Ruhm gelangte.

Erster Eigner aus der Region war dann der 1876 geborene Wewelsflether Carl Friedrich Sievers. Noch heute ziert ein geschnitztes Schild mit seinem Namen die Innenseite des Bootes. Später übernahm dessen Sohn Detlef Johann das Boot, an gemeinsame Fahrten mit ihm konnte sich dessen Tochter wiederum noch gut erinnern. Letzter Eigner aus dieser Familie war Bäckermeister Karl Hugo Sievers, der – wie Kruse penibel festhielt – damit oft mit dem Obstbauern Hans Treede zum Pöddern auf der Elbe unterwegs war.
Vor 40 Jahren ging die „Butt“ schließlich in den Besitz von Berend Kloppenburg über, der das Boot umfassend restaurierte und damit auch künftigen Liebhabern erhalten konnte. „Heute gibt es nur noch ganz wenige dieser maritimen Kulturdenkmäler“, würdigt Arno Kruse ausdrücklich die akkurate Arbeit von Kloppenburg.

Veränderungen hat Arno Kruse auf seinem Schmuckstück daher auch gar nicht mehr vorgenommen. Im Gegenteil: Das Störschifferboot soll auch genauso bleiben wie in den vergangenen 110 Jahren. Die ersten Ausflüge auf der Stör hat der Stördorfer schon hinter sich – und ist hellauf begeistert. „Die Erfahrung vieler Generationen von Schiffbauern ist fast spürbar. Es ist ein sehr schönes und sicheres Boot, das sehr gut läuft.“ Die Ausstattung mit einem kleinen Motor kommt für ihn auf keinen Fall in Frage. „Es ist ja gerade die enge Verbundenheit mit der Natur. Wer mit Maschinenkraft Wind und Strömung aufhebt, fühlt nicht mehr das Schwellen und Abflauen des Windes beim Segeln.“ Gerade die auf der Stör erlebbare Abhängigkeit von Ebbe und Flut macht für ihn den ganz besonderen Reiz aus. Kruse spricht von einer „Entdeckung der Langsamkeit“ und von „Entschleunigung“. Und immer wieder freut er sich, dass mit seinem „Butt“ ein Stück maritimer Geschichte erhalten geblieben ist. Selbst die Original-Segel – immerhin auch schon gut hundert Jahre alt – hat er noch. Sie will er dem Hamburger Museum für Arbeit vermachen. Jetzt fehlt ihm zu seinem Glück eigentlich nur noch ein Original-Störkringel. Dann fühlt Kruse sich endgültig wie der alten Schiffer auf der Stör.
Quelle http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/kleiner-luxus-im-strom-der-gezeiten-id13877086.html