Den Diel
1996 als Pannenkoekenboot in Dessel
Bild 1906 Mitte als Baurat Bolten
Schiffsname | Den Diel |
Ex-Namen | Prins Johan Friso; Jacqueline H.;Georg Friedrich Händel; Fritz Reuter; Baurat Bolten |
Nationalität | B |
Heimathafen | Dessel |
Typ | Doppelschraubendampfer-Pannenkoekenboot |
Rigg | |
Baujahr | 1906 |
Bauwerft | Johann Heinrich Fack |
Bauort | Itzehoe |
Länge (London) | m |
Länge (Meßbrief) | m |
Länge über alles | 27 m |
Breite | 5,75 m |
Tiefgang | m |
Segelfläche | m² |
Motor | Dampf |
Leistung | 210 |
Museumshafen |
Über das Schiff
Itzehoer Nachrichten 12. Sept. 2011 Norddeutsche Rungschau http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/ein-mehr-als-hundertjaehriger-itzehoer-dampfer-existiert-heute-noch-in-belgien-id1657081.html
Die Historie
Der Doppelschraubendampfer Baurat Bolten, benannt nach dem damaligen Wasserbau-Inspektor in Buxtehude, war mit seinem ausgeprägten Sprung, steilen Vorsteven und wohlgeformten Heck ein elegantes kleines Fahrzeug, zu dessen gefälligem Aussehen auch die beiden Masten und der schlanke Schornstein mit ihrem achterlichen Fall beitrugen. Der Rumpf war durch vier Schotte in fünf wasserdichte Räume unterteilt. Zwei geräumige Salons unter Deck und der mittschiffs auf dem Hauptdeck stehende Aufbau boten ausreichende und komfortable Unterkunft für die 250 möglichen Passagiere. Diese konnten sich bei schönem Wetter außerdem auf dem offenen Vor- und Achterdeck sowie auf dem Oberdeck ausbreiten.
Das Schiff war bei 27 Metern Länge, 5,75 Metern Breite und 2,35 Metern Raumtiefe zu 97 Bruttoregistertonnen vermessen. Es wurde von zwei Expansionsmaschinen mit zusammen 210 Psi angetrieben, die, ebenso wie die Kessel, Christiansen & Meyer aus Harburg geliefert hatte.
Neben Jacob Suhr und Johannes Rüsch gehörten der Schiffer Johann Peters aus Buxtehude und der Gastwirt Paulus Winter aus Hamburg zu den Eignern der als Buxtehude-Altländer Linien eingetragenen Reederei. Eingesetzt wurden deren in Cranz oder Buxtehude beheimateten vier Dampfer, zu denen auch noch Estebrügge, Elbe und Cranz I gehörten, als Personen- und Stückgutfahrer im regelmäßigen Fährverkehr von Hamburg über Blankenese nach Buxtehude und zurück.
1948 erhielt unser Dampfer unter anderem eine feste Verschanzung und weitgehende Verglasung der Aufbauten sowie den neuen Namen Fritz Reuter.
1960 erfolgte bei Pohl & Jozwiak in Hamburg ein vollständiger Umbau zum modernen Fahrgast-Motorschiff für 400 Personen. Seine Abmessungen betrugen nun 31,08 x 6,19 x 1,50 Meter, die Vermessung lag bei 110 Bruttoregistertonnen, und der Antrieb erfolgte über einen 235 PS starken Viertakt-MWM-Diesel für 10,5 Knoten Fahrt. Umbenannt in Georg Friedrich Händel und damit der Reedereitradition folgend, nach der alle neueren Schiffe Namen von Komponisten trugen, fuhr das Schiff noch drei Jahre unter den gekreuzten Schlüsseln. Am 28. Februar 1963 meldete das Hamburger Abendblatt auf seiner ersten Seite: Die Hadag hat die Hamburg-Blankenese-Este Linie gekauft. Schon morgen wechselt die traditionsreiche Gesellschaft ihren Eigentümer. Damit gibt es in Hamburg keinen Privatbetrieb mehr, der am Fahrgastverkehr auf der Elbe maßgeblich beteiligt ist.
Zwölf Jahre später, am 6. Oktober 1975, verkaufte die Hafen-Dampfschiffahrt A.G. (Hadag) als letztes Schiff der ehemaligen Este-Linie den Georg Friedrich Händel an die Rederij Randmeer (Manager K. Höckmann) in Harderwijk, Holland. Umbenannt in Jacqueline H. wurde es zwischen seinem neuen Heimathafen und Zeewolde für den Zeedierenpark Harderwijk B.V. eingesetzt.
1986 wurde das Schiff von der Stichting Nederlands Rode Kruis erworben, umbenannt in Prins Johan Friso und als Erholungsschiff auf dem Rhein eingesetzt. Diesen Dienst versah unser alter Itzehoer Dampfer weitere zehn Jahre, bis er 1996 ein weiteres Mal die Flagge wechselte und seitdem als Den Diel in Dessel, Belgien, beheimatet ist.
Abermals gründlich umgebaut, ist abgesehen vom Rumpf und einem Teil der Teakholzverschanzung, von der alten Substanz nicht viel übriggeblieben. Nun kam ein neuer 350 PS starker 6-Zylinder Volvo-Penta in den Maschinenraum, doch wird dieser kaum gebraucht. Das Schiff nämlich hat seitdem einen idyllischen festen Liegeplatz am Kreuzungspunkt von vier Kanälen und ist als so genanntes Pannenkoekenboot zum beliebten Ausflugsziel der Belgier geworden. Neben (h)eerlijke verse soepen, also (h)ehrlichen frischen Suppen, kann man uit meer dan 260 verschillende pannenkoeken auswählen! Mehr als 260 verschiedene Pfannkuchen: Das hätten sich damals selbst die Altländer nicht träumen lassen, und Schiffbaumeister Fack aus Itzehoe erst recht nicht!
Quellen: von (Quellen: SSR Harburg Nr. 1311; Itzehoer Nachrichten v. 2. Juni 1906; GL-Registe
erstellt am 12.Sep.2011 | 07:06 Uhr
Literatur:
Auszug aus der bislang unveröffentlichten Itzehoer Schifffahrtschronik von Herbert Karting
Fotos Slg. Herbert Karting