Schiffsname Fortuna
Ex-Namen
Nationalität D
Heimathafen Bodstedt
Typ
Rigg
Baujahr 1910
Bauwerft Jarling
Bauort Freest
Länge (London) 12,4 m
Länge (Meßbrief) m
Länge über alles 18 m
Breite 4 m
Tiefgang 1 m
Segelfläche 90 m²
Motor Segel
Leistung 80 PS
Museumshafen Flensburg

Über das Schiff

Die Historie

Die “Flunderboote” gehören, wie die Zeesenboote, zu einer einheitlichen Gruppe von Fischerbooten. Ihre unterschiedlichen Bezeichnungen werden nur von der jeweiligen Größe des Fahrzeuges und von der jeweiligen Fischfangtechnik abgeleitet. Die Boote lassen sich in ihrer unveränderten Bauart, Größe sowie ihrer Verwendung bis zur Zeit der Hanse zurückverfolgen. Nachgewiesen sind auch ihre Vorläufer in der Wikingerzeit durch Grabungen auf Rügen 1967 und 1980 z.B. in Ralswiek. (Ralswieker Boot).
FORTUNA wurde 1985 als Wrack auf einem Kohlenhof in Tönning entdeckt, vom Museumshafen geborgen und nach Flensburg geholt. Die Restaurierung erfolgte auf der Museumswerft über mehrere Jahre von ca. 2000 bis 2007 nach Vorlagen aus der damaligen DDR, die durch die dortigen Freunde und Sympathisanten beschafft wurden.
2007 wirkte sie mit beim Film-Projekt „Helden wie wir…“ einer Filmdokumentation von„Arte“. Die FORTUNA wurde bis 2013 betrieben vom Verein Kinder- und Jugendhilfe Verband e.V.

Historie nach neuer Recherche und neuen Quellen 2013 von Uwe Grünberg:
Nach Angaben von Dr. Wolfgang Rudolph könnte die “Fortuna” ursprünglich als Flunderboot gebaut worden sein. Erbauungszeitraum und Bootsgröße würden dafür sprechen.

Die “Fortuna” wurde bei Jarling 1910 in Klinkerbauweise gebaut. Bei der Neubeplankung in den 1950er Jahren wurde der Rumpf erhöht und die drei oberen Plankengänge (über der Wasserlinie) kraweel ausgeführt.

Fischer Robert Röber schied im Jahr 1945 aus Altersgründen aus der Fischerei aus. 1952 wurde das stillgelegte Zeesboot von Fischer Erwin Kagelmacher gekauft und umgebaut. Es ging später in die Genossenschaft über. Die “Fortuna” fischte abwechselnd mit den Stralsunder Kuttern “Betty” (Richard Heyden) und “Melitta” (Hans Krüger) auf der Ostsee in einer Tuckpartie. Alle drei Kutter flohen in die BRD. Fischer Kagelmacher verließ die DDR im Jahr 1956 mit der “Fortuna” in Richtung Burg (Insel Fehmarn) und fischte von hier aus noch bis 1961 auf der Ostsee. Da Ladekapazität und Motorisierung für die Seefischerei zu klein waren, wurde die “Fortuna” 1961 stillgelegt.

Ab 1961 wurde das Boot als Sportfahrzeug (Motorkutter mit Kajütaufbau) genutzt. Nach mehreren Eignerwechseln lag der Rumpf, der bereits mehrfach untergegangen war, im Tönninger Hafen, befand sich in einem schlechten Zustand und musste schließlich 1981 aus dem Hafengelände entfernt werden. Nach mehreren erfolglosen Instandsetzungsversuchen in Eigenleistung überlies der letzte Eigner den auf einem ehem. Kohlenhof in Tönning liegenden, teilweise durch Feuer beschädigten Rumpf im Jahr 1986 dem Museumshafen Flensburg. Nachdem dieser durch den Verein entkernt und konserviert wurde, hat man ihn für mehrere Jahre auf der Museumswerft eingelagert. Wäre man nicht der Annahme gewesen, es handle sich um das angeblich letzte bootsbauerische Zeugnis seiner Art, so wäre das Boot sicher nicht als erhaltungswürdig eingestuft worden.

Im Jahr 2007 wurde das Fahrzeug innerhalb eines TV-Projektes des Kinderkanals KI.KA “Platz für Helden! – Ein Schiff für Flensburg”, unter Mithilfe von acht Jugendlichen zu Ende gebaut und an den Kinder- und Jugendhilfe Verbund gGmbH Kiel (KJHV) übergeben.
Die “Fortuna” lag bis im Jahr 2013 im Museumshafen Flensburg und diente im Rahmen sozialer Projekte als Jugend- u. Familienschiff.

Im Oktober 2013 wurde die “Fortuna” auf die Werft Rammin nach Barth überführt, wo sie im Winterlager durch den neuen Eigner, in enger Zusammenarbeit mit der Werft Rammin, generalüberholt und zum traditionellen Zeesboot zurück gebaut wird. Der neue Heimathafen wird Bodstedt werden.
Uwe Grünberg 2013
2014 Heimathafen Bodstedt

(Ausführliche Berichte zur Lebens- u. Leidensgeschichte der “Fortuna” befinden sich im
Piekfall Nr. 32/86 u. 33/87) und unter http://www.braune-segel.de/index.php/de/news/216-blogeintrag-7

Weiterführende Literatur :
Diese Bücher sind möglicherweise in der Staatsbibliothek Hamburg, oder über “Fernausleihe” jeder normalen Stadtbibliothek ausleihbar. Die Museen leihen in der Regel keine Bücher aus ihrer eigenen Handbibliothek aus. Versuchen Sie’s.

Fleischfresser, Kurt: Segler von Haff und Bodden, pommersche Küstenschiffahrt. Egon Heinemann, Norderstedt 1975 ISBN 3 87321 938 7 34 DM,80 Vergriffen
von Fircks, Jochen: Ewer, Zeesenboote und andere ältere Fischereifahrzeuge VEB Hinstorff, Rostock 1982 vergriffen
Rudolph, Wolfgang: Aufsatz: Die Boote der Gewässer um Rügen In: Die Fischerkommünen von Rügen und Hiddensee vergriffen
Rudolph, Wolfgang: Segelboote der deutschen Ostseeküste Akademie-Verlag, Berlin 1969 vergriffen
Winkler, Hermann: Zeesboote VEB Hinstorff, Rostock 1986 vergriffen

PIEKFALL
No 24/83 S. 18,19 Zeesenfischer sind tüchtige Segler
No 27/84 S.17-26, Von Quatzen und anderen Kähnen
No 28/84 5.62,63 Zeesenboote
No 29/85 S. 24-27 Quasen-Schnack u. Juffern-Schnack/
S. 28-33 Die holsteinische Quas
No 32/86 S. 2-9 Das Wrack von Tönning
No 33/87 S. 2-9 Nochmal: Flunderboot Fortuna von Stralsund
No 41/90 S.6-9 Zeesenboote in West-Mecklenburg
No 52/93 S. 20-24 Die Quatzen, wo sie gebaut wurden, ihr Fahrtgebiet und
ihre Ladung