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Segelriss Bornholmer Ege Chr Nielsen

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Schiffsname Tuula
Ex-Namen
Nationalität D
Heimathafen Friedrichstadt
Typ Bornholmer Ege (Spiegelboot)
Rigg Sprietsegel
Baujahr 2011
Bauwerft Jugendprojekt Friedrichstadt
Bauort Friedrichstadt
Länge (London) m
Länge (Meßbrief) m
Länge über alles 5,89 m
Breite 1,91 m
Tiefgang 0,79 m
Segelfläche
Motor Segel
Leistung  
Museumshafen

Über das Schiff

Friedrichstädter Jugendliche bauen eine klassische Bornholmer Lachsjolle / 20 Tonnen Schrott zur Finanzierung gesammelt
Friedrichstadt. Auch bei stürmischer See sind die Bornholmer Lachsfischer in ihren offenen Holzbooten ausgelaufen, um reiche Beute zu machen. Dabei haben sich die knapp sechs Meter langen Spiegeljollen bewährt, nicht nur bei kabbeliger See, sondern auch , wenn sie schwer beladen wieder die Häfen ansteuerten. Und genau solch ein Boot wird demnächst seinen Heimathafen in Friedrichstadt haben. Tuula heißt es und ist genau 5,89 Meter lang. Vier Segel am teilbaren Mast dienen als Antrieb, und wenn die Berechnungen stimmen, dann können kleinere Ausflüge von bis zu zwölf Personen unternommen werden. Bei längeren Fahrten oder gar Seereisen sollten sich aber nur acht Leute an Bord befinden.

Reeder der Tuula ist die Jugendstiftung Friedrichstadt. Nun wurde hier kein historisches Wasserfahrzeug restauriert, Tuula ist ein Nachbau. Und solide kommt das Boot daher, schließlich besteht es aus 22 Millimeter starken Eichenbohlen, die aus dem Holz heimischer Wälder stammen. Immer wieder mit einem speziellen Öl behandelt, hat sich die Eiche derart vollgesaugt, dass sie eigentlich see- und süßwaserresistent sein sollte. Zumindest hat es bei einer ersten Probewasserung, einem Ruderkurs durch den Husumer Hafen, nur wenig Wasser aufgenommen.

Ich bin richtig stolz auf meine Leute und natürlich auch auf das Boot, sagt dazu Volker Klomann, Leiter des Jugendzentrums in Friedrichstadt und gleichzeitig auch Chef der dortigen christlichen Pfadfinder. Denn gebaut wurde Tuula von Jugendlichen unter Anleitung von erfahrenen Bootsbauern. Zwölf bis 18 Jahre alt sind die jungen Leute, die gemeinsam mit Klomann zugepackt haben. Und es ist gelungen. Das Projekt Jugendsegeln und Bootsbau des Jugendzentrums Friedrichstadt und des Fördervereins für Jugendarbeit in Friedrichstadt lädt nämlich nächste Woche zum Stapellauf ein. Am Sonnabend (14.) um 14 Uhr ist es soweit, auf dem Gelände des Segelklubs Friedrichstadt wird die Jolle Bekanntschaft mit dem Wasser der Treene machen. Nachdem die Einladungen raus waren, ist uns aufgefallen, dass dies ja quasi der Todestag der ,Titanic’ ist, sagt Klomann, aber wir sind da nicht abergläubisch.

Schweiß hat das Projekt gekostet, denn immerhin belaufen sich allein die Materialkosten auf rund 12 000 Euro. Finanziert wurde alles durch Sponsoren und natürlich den Verkauf von Schrott. 20 Tonnen haben die jungen Leute gesammelt und verkauft. Und das Einsammeln soll weiter gehen, denn auch der laufende Betrieb von Tuula kostet natürlich Geld, die Pflege, die Wintereinlagerung, die Wartung des Trailers und das Ersetzen von brüchigem Material.

Begonnen hat alles im Jahr 2007. Das Jugendzentrum ging eine Zusammen arbeit mit dem Jugendhilfeverein Nordfriesland ein, konnte zwei Sommer lang mit einer Gruppe auf einem Kutter segeln. Die Leidenschaft für das Segeln war geweckt. Hinzu kam, dass der Husumer Bootsbauer John von Eitzen, der mit seinem Ewer Ronja an der Küste bekannt ist, als Segellehrer mit an Bord war. Er weckte das Interesse an einem eigenen Boot, an einem klassischen aus Holz. Gemeinsam mit dem Jugendhilfeverein Nordfriesland begann das Projekt Bootsbauarbeit mit Jugendlichen.

Immer mittwochs traf und trifft sich eine zehn bis 15-köpfige Gruppe, um das Boot zu beenden. Im Husumer Skippermarkt stehen die letzten Arbeiten an, das Aufbringen von Antifouling. Sichtlich Spaß haben die jungen Leute, wenn auch die schwarze Farbe nur sehr schwer wieder von den Händen zu entfernen ist. Aber schließlich ist es geschafft, Tuula steht quasi fertig zum Abtransport nach Friedrichstadt auf dem Trailer bereit. Die roten Segel, wie bei Klassikern üblich, sind auch schon geliefert, so dass dem ersten Probetörn auf der Treene nichts mehr im Wege stehen sollte. Klomann und seine Crew betreiben das Segeln und den Bootsbau aber nicht nur zum Spaß.

Handfeste Ziele stecken dahinter. Klomann nennt dabei den Erhalt des traditionellen Bootsbauhandwerks an der nordfriesischen Küste und die Möglichkeit, durch praktische Arbeiten an Bord eine Beziehung zum Ursprünglichen herzustellen. Dadurch werde eine Alternative zur Medien orientierten Freizeitgestaltung geschaffen. Weiter nennt er das Beobachten und Erlernen der Abläufe an Bord. Die Folge ist die Erweiterung der eigenen Handlungskompetenz. Auch das positive Feedback durch gemeinschaftliche Überwindung von Schwierigkeiten und vermeintlicher Schwächen, zählt der Projektleiter auf. Er listet zudem das Erfolgserlebnis bei Gruppenarbeit auf, und nennt in diesem Zusammenhang auch die Konfliktbewältigung. Wichtig sei es auch, die eigenen Fähigkeiten einschätzen zu lernen. Aber auch ökologische Aspekte und natürlich das Segeln lernen steht bei Volker Klomann in der Liste der angestrebten Ziele. Husumer Nachrichten 7.4.2012

Die Historie

Nachbau einer Bornholmer Spiegeljolle von 1892 nach dem Linienriss Nr. 37 aus Chr. Nielsen de danske Bådtyper.
Das Boot repräsentiert den älteren Bornholmer Bootstyp dessen Linien sich später in den spitzgattigen Typen wiederfindet. Die Boote waren normalerweise mit 2 bis 3 Mann besetzt, man betrieb damit Lachs- Herings- und Dorschfischerei. Für die Heringsfischerei konnte die Bünn entfernt und durch spezielle Bretter abgedichtet werden, so dass ein glatter Boden entstand. Die wenigen Bünnlöcher wurden dann mit Korken verschlossen. (Quelle: Chr. Nielsen S. 47)

Friedrichstädter Jugendliche bauen eine klassische Bornholmer Lachsjolle
Tuula heißt es und ist genau 5,89 Meter lang. Vier Segel am teilbaren Mast dienen als Antrieb, und wenn die Berechnungen stimmen, dann können kleinere Ausflüge von bis zu zwölf Personen unternommen werden. Bei längeren Fahrten oder gar Seereisen sollten sich aber nur acht Leute an Bord befinden.

Reeder der Tuula ist die Jugendstiftung Friedrichstadt. Nun wurde hier kein historisches Wasserfahrzeug restauriert, Tuula ist ein Nachbau. Und solide kommt das Boot daher, schließlich besteht es aus 22 Millimeter starken Eichenbohlen, die aus dem Holz heimischer Wälder stammen. Immer wieder mit einem speziellen Öl behandelt, hat sich die Eiche derart vollgesaugt, dass sie eigentlich see- und süßwaserresistent sein sollte.
Quelle: Volker Klomann, Leiter des Jugendzentrums in Friedrichstadt und gleichzeitig auch Chef der dortigen christlichen Pfadfinder

Literatur: Chr. Nielsen de danske bådtyper; Zeichn No. 37 S. 47