Martin hat es gut. Er darf das ganze Sommerhalbjahr mit seinem netten alten Kutter „Elida“ durch die Gegend fahren und von Jesus erzählen. Wenn das mal kein Traumjob ist! 1939 ist sie als Fischkutter in Kristiansand für Island gebaut worden worden, kam dann wieder zurück und fuhr bis 1972 als Postschiff durch Norwegens Fjorde. Damals wurde auch der äußerlich etwas klotzig wirkende, aber innen sehr gemütliche Salon ergänzt, damit die Passagiere nicht nass wurden.

Es liegt in der Familie, schon sein Vater hatte die Idee, einen alten Krabbenkutter als Missionskutter umzubauen. Der tat auch gut dreizehn Jahre seinen Dienst, bis er unrettbar in einer Sturmnacht strandete. Das war Mitte der neunziger Jahre. Das neue Schiff ließ nicht lange auf sich warten, lag aber dann ein paar Jahre kaum genutzt im Hafen, bis Martin – eigentlich Flugzeugmechaniker und zu dieser Zeit gerade ohne Job – sich der Sache annahm. So tauschte er das luftige gegen das wässerige Element und fährt nun seit achtzehn Jahren an den Küsten entlang und erzählt vom lieben Gott und seinem Sohn.

Es sind locker zusammengestellte Gruppen als Mannsachaft an Bord, Christ oder Nichtchrist spielt keine große Rolle und die Konfession schon gar nicht, sagt Martin, aber ich denke, Aufgeschlossenheit gegenüber dem Christentum ist schon Voraussetzung, um überhaupt auf die Idee zu kommen, mitfahren zu wollen – meist für eine Woche, dann wird gewechselt.

„Das Schiff gehört Gott, aber mit dem Finanzamt und der Berufsgenossenschaft ist alles geregelt“, sagt Martin, der bei aller Seefahrerromantik auf geordnete Verhältnisse Wert legt. Bei den strenger werdenden Anforderungen an historische Schiffe keine abwegige Haltung. Getragen wird der Kutter von einem Verein, Spenden und gelegentlicher Kurzcharter. Das heißt: Charter fahren darf er bis zur Hafengrenze, auf den längeren Touren fährt nur die Mannschaft mit. Die Elida gehört zu keiner bestimmten Kirche, sie ist für alle da, die sie nutzen wollen.

Er hat Freude an seiner Arbeit und erkennt aber auch die Privilegiertheit seiner Situation an: Im Sommer auf See, Familie zuhause aber auch mit an Bord; im Winter ist er auf Vortragstour, manchmal fast ein bisschen zu viel das alles, findet er.

Insgesamt vierzehn Missionsschiff dieser Art gibt es in Europa, die sich einmal im Jahr treffen. Man feiert miteinander, tauscht sich aus und spricht mit vielen Menschen. Wie die Besucher zu ihm kommen? Genau wie ich, sie sind neugierig.

Ich beneide ihn etwas um seine Überzeugung, um seinen Glauben und um diese ins Leben, er würde sagen,  „in Gott vertrauende“ Grundhaltung. Vielleicht könnten wir alle hin und wieder mehr davon gebrauchen, zu Lande und zur See…

Mehr zur Elida: missionskutter-elida.de