Über die Flensburger Regatta von 1855 kann man viel, aber auch gar nichts schreiben, denn sie findet eher im Stillen statt. Oder besser gesagt, sie ist etwas für die stillen Genießer unter den Seglern. Man bleibt unter sich, freut sich auf das gemeinsame Segeln mit den klassischen Yachten und den spielerischen Wettbewerb und sitzt ein bisschen gemütlich zusammen. Anders als bei der Rum-Regatta oder der Kongelig Classic gibt es kein Besucherprogramm im Hafen.
Im Grunde aber ist diese Regatta die Mutter aller Ostsee-Regatten. Initiiert wurde sie 1855 von englischen Ingenieuren, die in Flensburg mit dem Bau von Eisenbahn und Gaswerk beschäftigt waren und ihren englischen Sportsgeist an die Förde brachten. Der dänische König Friedrich VII – Flensburg gehörte damals noch zu Dänemark – stiftete einen Preis und rund 50 Boote englischer, dänischer und deutscher Teilnehmer traten an. Seit 2005 ist diese Tradition wieder zum Leben erweckt worden.
Aber was hat das alles mit dem Känguru zu tun? Ganz einfach, die Regatta begann mit einem „Kängurustart“. Als ich den Begriff zum ersten Mal hörte, dachte ich, dass sich jemand einen Scherz mitmir erlaubt hätte, oder die Teilnehmer sich vielleicht sackhüpfend ihren Booten nähern müssten. Aber nein, es gibt ihn wirklich, den Kängurustart und er funktioniert so:
In der umgekehrten Reihenfolge der letzten Regatta starten die Teilnehmer zu einer genau festgelegten Zeit. Zuerst startet der Langsamste und zuletzt der Schnellste. Der unbestechliche Zeitnehmer hat also nur darauf zu achten, dass die Boote genau zu dem für sie festgelegten Zeitpunkt starten, ansonsten ist ein Neustart fällig oder es gibt Strafpunkte. Das Interessante des Kängurustartes liegt darin, dass alle Teilnehmer ungefähr zum gleichen Zeitpunkt zurückkommen und es ein spannendes Finish gibt. Die genommene Zeit und eine Berechnungsformel, die den Bootstyp miteinbezieht – vergleichbar mit dem Handikap beim Golf – ergibt dann die Reihenfolge der Sieger. Aber was heißt schon Sieger: Eigentlich haben alle gewonnen, denn die Freude am gemeinsamen Segeln ist der schönste Preis.
So ist das Känguru in den Flensburger Hafen gekommen.